Die Sozialpädagogische Familienhilfe – SPFH – ist als Hilfe für Familien mit unterschiedlichsten und vielfältigen Problemen konzipiert. Der Hilfebedarf resultiert aus Beeinträchtigungen der Erziehungsfähigkeit, verursacht durch Belastungs– und Konfliktsituationen in der alltäglichen Lebensbewältigung. Eltern, die unter anderem aufgrund eigener Traumatisierungen nicht oder nur unzureichend lernen konnten, ihr Alltagsleben zu bewältigen, zeigen häufig auch in der Erziehung ihrer Kinder Defizite, die zu Störungen in der Eltern–Kind–Beziehung führen. Kommen dann Belastungen z. B. durch soziale Umstände hinzu, können Kinder und Jugendliche sich in diesem Umfeld nicht mehr oder nur sehr schwer altersgerecht entwickeln und zeigen Symptome unterschiedlichster Art, welche auf Probleme innerhalb des Familiensystems hinweisen. Auch (alleinerziehende) Eltern reagieren verstärkt überfordert und hilflos und ziehen zurück.
Aufgrund der individuellen Problemlagen benötigen diese Familien eine intensive und kontinuierliche Begleitung, die wir mit der Tandem–Betreuung sicherstellen. Die sozialpädagogische Familienhilfe ist eine aufsuchende Form der ambulanten Jugendhilfe. Sie orientiert sich am Lebensalltag und an der Lebenspraxis der Familien.
Die Ziele einer Sozialpädagogischen Familienhilfe können sich im Betreuungszeitraum oftmals verändern, da die Themen komplex sind, jedes Familienmitglied unterschiedliche Bedürfnisse und unter Umständen andere Ziele hat und es von verschiedenen Seiten diverse Aufträge gibt.
Ziele können u. a. sein:
Ziel des Trainings ist die Verdeutlichung und Bewusstmachung des aktuellen Erziehungsverhaltens (eine Analyse des Kommunikations– und Interaktionsverhaltens) der Eltern, insbesondere der positiven Ansätze und Ressourcen. An unterschiedlichen Tagen, zu unterschiedlichen Zeiten werden ausgewählte Situationen, wie zum Beispiel das gemeinsame Mittagessen oder das „zu–bettgeh–Ritual“ beobachtet und dokumentiert, oder per Video aufgenommen und anschließend gemeinsam ausgewertet und reflektiert.
Dadurch bekommen die Eltern einen anderen Zugang zu ihrem eigenen Handeln und können eigene Verhaltensweisen in der Eltern–Kind–Interaktion anders erleben und bewerten. Die Eltern lernen kommunikationsfördernde und verhaltensoptimierende Strategien im Umgang mit dem Kind anzuwenden.
Das Systembrett baut inhaltlich auf der Skulpturarbeit auf. Die Skulptur im beraterischen Kontext ist eine erlebnisintensive Methode, um Aufgaben, Beziehungen, Haltungen und Positionen in unterschiedlichen Systemen ganzheitlich erfahrbar zu machen. Der Einsatz eines Familienbrettes ist Skulpturarbeit in vereinfachter Form und dient zur Veranschaulichung sozialer Strukturen und Beziehungen. Es ist darüber hinaus ein Kommunikationsmittel zwischen FamilienhelferIn / BeraterIn und einzelnen Familienmitgliedern. Die Arbeit mit einem Familienbrett unterstützt die Visualisierung von Situationen und Veränderungsprozessen, die Hierarchie innerhalb der Familie, die Rekonstruktionen der Herkunftsfamilie, konkrete Zielfindungsprozesse oder auch die Systemzusammensetzung sowie die Beziehungen aus der Blickwinkel anderer Personen. Wir ergänzen die Aufstellung mit Holzfiguren durch Schleich®tiere, da die Wirkung der unterschiedlich gewählten Tiere oftmals intensiver und anschaulicher für die KlientInnen ist.
Das Genogramm ist ein hilfreiches Medium zur Biografiearbeit. Hier werden grundlegende Informationen des Familiensystems zusammengetragen. Beziehungen und Machtverhältnisse können genauso deutlich hervorgehoben werden, wie Geburtstag und Ausbildungsstand der einzelnen Familienmitglieder. „Familiengeheimnisse“ oder tragische Ereignisse werden sichtbar, ebenso wie Gemeinsamkeiten oder Unterschiede in den verschiedenen Generationen.
Welche Informationen besondere Aufmerksamkeit erhalten hängt von den Fragen des Beraters oder der Beraterin ab. Soll z. B. Problemverhalten und Verstrickungen hervorgehoben werden oder soll das Augenmerk auf Ressourcen liegen.
Über den Einsatz verschiedener Methoden werden gemeinsam mit der Familie vorhandene Strukturen aufgenommen und auf ihre Eignung hin analysiert. Wichtige Faktoren bei der Entwicklung einer (alternativen) Familienstruktur sind hierbei das einvernehmliche Verständigen bzw. Entwickeln und Einüben gemeinsamer Rituale im familiären Miteinander, das gemeinsame Erstellen eines Wochenplans, die Reflexion der gegenwärtigen Aufteilung von Verantwortungen und Aufgaben und erforderlichenfalls die Neuverteilung.
Im Rahmen von Familienkonferenzen können Interessenkonflikte, Aufgabenverteilungen und Regeln, sowie Wünsche für gemeinsame Aktionen und allgemeine Anliegen besprochen und geklärt werden. Mit Unterstützung der Familienhelferin wird die Struktur für eine Familienkonferenz erarbeitet, die unter anderem einen angemessenen Einstieg und Abschluss beinhaltet, der zu einem festen Ritual werden sollte. Die wichtigsten Regeln für den Ablauf einer Familienkonferenz werden gemeinsam mit der Familie besprochen und festgelegt (z. B. keine Handys, keine Beleidigungen, jede/r kommt zu Wort etc.). Die Dauer einer Konferenz hängt maßgeblich vom Alter der Kinder und deren Motivation und Konzentrationsvermögen ab. Familien sollen dahin gehend gestärkt und unterstützt werden, dass sie langfristig bei Bedarf selbstständig Familienkonferenzen durchführen können und diese für sich und den Familienzusammenhalt nutzen.
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